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Alex Payer

Wer kann schon von sich behaupten unterwegs zu wohnen?

Campen ist mehr als nur eine Urlaubsvariante.

Ganz ehrlich, wer träumt nicht einmal im Leben davon in einem Camper zu leben. Jeden Tag an einem anderen Ort aufzuwachen, sich nicht nach Essenzeiten zu richten sondern das eigene Reiseverhalten nur dem Wetter anzupassen und von einem Abenteuer zum nächsten zu hetzten.

Genau das ist es woran man denkt wenn man einen Camper sieht.

Freiheit, Zeit und Ungebundenheit. 

Diesen Herbst hatten wir die Möglichkeit dieses Gefühl für ein Monat zu inhalieren und mit unserer Leidenschaft dem Snowboarden zu kombinieren. Wie es uns dabei ergangen ist und ob unser Hymer Tramp S585 auch Winterfit ist erfährt ihr in folgendem Bericht.

Passo Stelvio

Wir sind beide als „Camper“ aufgewachsen.

Ich (Alex) war mit meinem Dad im Ford Transit jedes Frühjahr durch Europa unterwegs. Meistens auf der Suche nach einsamen Stellplätzen, steilen Felswänden oder traumhaften Berggipfeln. Mein Dad hat dabei bewusst auf die klassischen Wege verzichtet und meistens die alternativen Wege abseits der Touristenpfade gewählt.

Sonne, Strand und Meer waren da eher nur das Rahmenprogramm. Schnee im April, Eierspeis und Blasen an den Füßen eher das Normalprogramm.

Sie (Sabine) ist mehr oder weniger am Campingplatz aufgewachsen. Ihr Eltern sind dem Surf-Virus der 00er erlegen und da liegt nichts näher als den eigenen Kindern das weiterzugeben. Jedes freies Wochenende wurde das Zelt ins Auto geworfen und die Klassiker der damaligen Zeit anvisiert. Gardasee, Lago di Santa Croce und Gagano nichts war von den „Schöffmannern“ sicher.

Road to Bakuriani

Die Idee hinter unserem „Road to Bakuriani“ Projekt ist relativ einfach. Da wir ja bekanntlich als Profisportler im Weltcup unterwegs sind und Jahr für Jahr die europäischen Gletscher im Herbst nach den besten Bedingungen bereisen wollten wir das in diesem Jahr einmal ändern. Denn ganz ehrlich, irgendwann schleicht sich hier schon eine Routine ein, die es hin und wieder aufzubrechen gilt.

Aus diesem Grunde wollten wir in dieser Vorbereitung ein ganzes Monat „on the road“ verbringen. Immer auf der Suche nach den besten Bedingungen und den vermeintlichen Abenteuern die da draußen auf uns warten.

Dieses Projekt stellte uns dann doch vor das ein oder andere Problem denn nicht jeder Camper ist für diese Herausforderung auch wirklich geeignet.
Hauptproblem, Platz!

Wintersport ist enorm Material intensiv. Als absolutes Minimum brauchten wir für diese Zeit 6 Boards pro Person plus Mountainbikes und diverses anderes Sportequipment. In einen normalen Campervan ist das nie und nimmer unterzubringen, vor allem muss man ja das „normale“ Leben auch noch mitnehmen.

Bei unseres Vorbereitung hat und Hymer dann unter die Arme gegriffen und uns einen Hymer Tramp-S 585 zur Verfügung gestellt.

Soviel sei schon verraten, wir haben nicht nur uns gefordert sondern auch auch den Camper!

Reiseroute

Was unsere Reiseroute angeht war in diesem Herbst definitiv Spontanität angesagt. Dem trockenen und heißen Sommer geschuldet konnten einige der konstantesten Gletscherskigebiete in diesem Herbst erst mit Wochen Verspätung öffnen und somit mussten wir ebenfalls etwas flexibler planen.

Doch einige Klassiker sind auf jeden Fall dabei.

1. Stilferserjoch

Der Start unseres Monats „On the Road“ erfolgte nach gelungenen Fahrzeugübernahme im deutschen Bad Waldsee am italienischen Stilfserjoch. Wer es nicht kennt, sollte sich meinen Artikel  „Stilfserjoch mit dem Camper“ eventuell genauer ansehen, denn dieser 2700m hohe Passübergang in Italien hat definitiv einen eigenen Beitrag verdient.

Aus sportlicher Sicht war es der erhofft gute Start in die Vorbereitung und wir konnten schon die ersten Kilometer auf rennähnlichen Bedingungen sammeln.

Außerdem war es gleich mal die erste Möglichkeit unsere Camperfähigkeiten unter winterlichen Bedingungen zu testen. Soweit so gut. Schneefall, Sturm, Standheizung und Warmwasseranlage funktionieren mal. Unsere Nervosität im Bezug auf die Technik haben nach leicht hysterischem Beginn ebenfalls abgelegt, aber ein 7m Fahrzeug mit mehr Technik als eine Eigentumswohnung braucht doch eine gewisse Eingewöhnungsphase.

2. Vinschgau

Wie bereits erwähnt war es ja auch unser Ziel die Zeit zwischen den Trainingsblöcken bestmöglich zu nutzen und keine unnötigen Autokilometer zurückzulegen. Deswegen bezogen wir für 36 Stunden Station im Vinschgau. Danke Anna für den epischen Campingplatz, sowas gibt es kein zweites mal aber seht selbst auf den Bildern oder in meinem Blog zu Naturns und was man in 36 Stunden erleben kann.

3. Innsbruck (Hochzeit)

Man muss die Feste feiern wie sie fallen und deswegen gings am Weg zum nächsten Training noch schnell zur Hochzeits von Sabines Bruder. Mit dem Camper zur Hochzeit ist auf jeden Fall ein einmaliges Erlebnis!

4. Hintertux

Aus Erfahrung der letzten Jahre war Hintertux aus Trainingszwecken selten eine Reise wert. Aber mangels Alternativen mussten wir uns dennoch auf das Wagnis einlassen und auch gleich mal testen ob man sich im Camper nach vier Tagen Dauerregen und schlechtem Wetter nicht doch auf die Füße steigt aber bis jetzt hält die Euphorie doch noch jeglichen negativ Gedanken von uns fern.

5. Ligurische Küste

Spontanität sei dank. Nachdem der Wetterbericht wirklich nichts gutes für die kommende Woche in den Alpen zu präsentieren hatte nutzen wir die Chance und machten uns auf den Weg nach Ligurien. Die ein oder anderen Kilometer auf dem Bike galt es ja noch zu absolvieren und landschaftlich gibt es ja kaum was schöneres.

Hier spielt ein Camper wirklich seine ganzen Qualitäten aus. Bikes aus der Heckgarage und los gehts. Ganz ehrlich Winter im Camper ist richtig cool, aber der Sommer war nochmal eine ganz andere Nummer. Flexibel und immer den Tipps der Locals nach ging es von Finale über Varazze bis nach Sestri Levante. Der Bericht aus Varazze ist hier zu finden.

6. Kaunertal

Nach einem kurzen Stop bei der Nationalteameinkleidung ging es wieder in den Schnee und weiter ins Kaunertal. Langsam fühlen wir uns schon wir Camperroutines und genau in dieser Manier erwische ich auch eine Bushaltestellen Kante bei einem Wendemanöver. Nichts schlimmes, aber wieder eine Geschichte zu erzählen.

Am Kaunertal kommen wir dann auch wieder beim echten Wintercamping an. Zusammen mit unserem Teamkollegen Sebastian (Selbstausbaucamper) verbringen wir vier Tage um Gletscherfuß und können nochmal richtig gute Trainingstage abarbeiten. Das beste ist die Ruhe nachdem die Schilifte geschlossen wurden. Einfach genial.

Fazit

Profisport und Camping, passt das zusammen?

Die Erfahrung dieses Monats war wirklich wichtig um herauszufinden in wie weit unser Sport und Camping zu kombinieren sind. Man kann jetzt nur die positiven Seiten sehen und ich könnte in einen Lobgesang auf das Camperleben anstimmen, aber nicht alles ist so easy wie es scheint.

Zu Beginn ist Planung wirklich wichtig. Man ist ja mit einem Camper begrenzt was den Platz angeht, aber auch was Wasser und Strom betrifft. Somit muss man hier eine gewisse Routine entwickeln, um sich nicht ständig Sorgen um die nächste Dusche zu machen. Auch was die für uns wichtigen Nachmittagstrainings angeht muss man Kompromisse und Lösungen finden. Das bedeutet das es eben kein Ergometer bei 25 Grad Raumtemperatur gibt, sondern Laufen im Schnee oder Outdoor-Workouts. Das ist ja jetzt an sich nichts schlimmes, aber es bedarf einer Mindsetänderung.

Das war für uns jetzt weniger Problem da wir gerne draußen sind. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Wir bereits erwähnt ist vor allem das Training bei warmen Temperaturen genial, man verbringt die tage draußen und die Welt ist ein Spielplatz. Aber bei schlechtem Wetter und den kurzen Tagen Ende Oktober muss man sich auf jeden Fall auch indoor zu beschäftigen wissen.

Was auch spannend war für uns als Paar ist die Tatsache das man sich auch nach Wochen nicht auf den Nerv geht. Eine Camper ist eben Leben auf kleinerem Raum als zuhause aber genau das macht es auch einfacher. Die Aufgabenverteilung fällt leichter und somit ist das Teamwork immer an erster Stelle.

Unser Fazit: Jederzeit wieder, Campen als Sportler ist genial und fördert einen weit mehr als es einen fordert. Vor allem die endlosen Stunden im Auto entfallen und man hat mehr Zeit für sich. Mit etwas Vorbereitung ist „SportlerCampen“ auf jeden Fall eine echte Alternative für die/unsere Zukunft.

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