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Dizin. Snowboarden im Iran

Schnee, Berge und eine unberührte Natur. Iran wo warst du bis jetzt nur auf meiner Wintersportlandkarte?

Vorwort

Ganz ehrlich, die Entscheidung in den Iran zu fahren ist mir nicht leicht gefallen. Das politische Weltbild und vor allem die mediale Berichterstattung ist nicht unbedingt eine Werbung für das Land welches mein Opa heute noch immer Persien nennt. Wenn man dann noch als unverheiratetes Paar die Reise antritt wird es nicht unbedingt leichter. Doch auch wenn alle Vorsicht auf Grund der Informationslage begründet ist bleibt das Land am Elbursgebirge auf jeden Fall eine Land das man gesehen haben sollte.

Ob man es im Anschluss Persien oder Iran nennt, das ist eine Frage auf die wohl die Einwohner selbst keine Antwort wissen.


Dizin

Um den Wintersport im Iran zu verstehen muss ich leider etwas weiter ausholen und mich auch auf die ein oder andere überlieferte Geschichte beziehen.

Vor der islamischen Revolution war das alte Persien regiert von einer Adelsfamilie. Dieser stand eine Art König, auch Schah genannt vor und eben dieser regierte als Alleinherrscher. Das politische lasse ich jetzt mal ganz bewusst zur Seite.

Eben dieser Schah oder besser gesagt eine hübsche Frau hatte in einem der zahlreichen Urlaube zwischen St. Moritz und Lech am Arlberg das Schifahren für sich entdeckt. Wie ich von ihrem ehemaligen Skilehrer erfahren durfte war auch das sportliche Niveau der Familie durchaus ansprechend.

Aber, das ist der springende Punkt, es gab im Iran keine Schigebiete. Gut also wenn man da als König den Bau gleich mal in Auftrag geben kann und somit vor der islamischen Revolution die Wintersportrevolution einläuten konnte.

Skigebiete im Iran

An sich gibt es im ganzen Land verteilt kleinere und größere Skigebiete. Doch vier haben eine Größe das man sie auch als nennenswert bezeichnen kann. Tochal, Shemshak, Darbansar und das hier beschriebene Dizin.

Dizin, das Skigebiet des Schah

Äußerst günstig gelegen zwischen knapp 4000m hohen sanften Berghängen befindet sich das verschlafene und eher marode wirkende Dorf Dizin. Doch der Schein trägt etwas. Die Iraner sind keine Menschengruppe die Schönheit nach außen zeigen und somit sind Häuserfassaden eher Mittel zum Zweck als optischer Aufputz.
Also ganz wichtig, nicht vom ersten Blick täuschen lassen.

Genau hier hat der Schah im Jahr 1978 das größte Skigebiet des Landes, auf damals weltbesten Standart bauen lassen und genau dieser Standart herrscht auch heute noch vor.

Also wer Doppelmeier 6er Jets und Gondelanlagen wie in den Alpen sucht wird bitter enttäuscht werden. Hier erwartet einen, was diesen Punkte angeht, auf jeden Fall ein Abenteuer.

Keine Sorge die Anlagen, wenn auch nicht mehr zeitgemäß, werden jährlich gewartet.

 

Aber wie kommt man nach Dizin

Eine wahrhaft schwierige Frage, die sich pauschal gar nicht so einfach beantworten lässt.

Am leichtesten ist es man bucht online eine organisierte Reise nach Dizin. Klingt etwas spießig, ist aber eigentlich die beste Option da man sich auf Grund der politischen Sanktionen den Westens eines vor Augen führen muss.

  • Keine ausländischen Bankomat oder Kreditkarten
  • Kein Reisen ohne Visa
  • Kein Visa ohne Einladung

 Sollte man trotzdem auf eigene Faust reisen wollen. Auch kein Problem. Das war das erste was ich im Iran gelernt habe. 

Geht nicht, gibt´s nicht. 

Einfach bei der eigenen Botschaft um eine Einladung ansuchen und privat eine Unterkunft buchen. Das lässt sich online schon bewerkstelligen und zwar unter diesem Link „Hotel Dizin“.

Ganz wichtig, schreibt eine Mail, online Buchungen sind auf Grund der Sprache eine wahre Katastrophe.

Ganz wichtig! immer bargeld mitführen. Es gibt keine andere option um etwas zu bezahlen

Alles andere funktioniert eigentlich wie bei uns. Flug am besten über Turkish Airlines buchen da hier das Skigepäck gratis mitgeht und in Teheran am Flughafen ein Taxi nehmen. Die Fahrt dauert ca. 2h und ist an sich sehr erschwinglich. Wenn man vor Antritt der Fahrt gut verhandelt ist man mit 20 bis 40 Euro dabei.

Geldwechseln am Flughafen nicht vergessen!

Alternativen zum Wintersport?

Also Dizin ist definitiv keine Adresse für alternative Freizeitgestaltung. Der Ort wurde zum Schifahren gebaut und genau das bietet man dort auch an.

Viel mehr gibt die Infrastruktur leider auch nicht her, aber ganz ehrlich das braucht es auch nicht. Das Potenzial zum Freeriden oder Skitouring ist nahezu unerschöpflich also selbst nach 10 Tagen wird euch bestimmt nicht langweilig.

Wer aber doch einmal genug vom Schnee hat, dem kann ich folgendes in der Region empfehlen.

 

Wandern

Lebensbaum

Keine 500hm über dem Ort Dizin thront ein einsamer, knorriger Baum welcher aussieht als stände er dort bereits seit gut 1000 Jahren. Die Bewohner erzählen sich das er mit einem weiteren dieser Bäume (südliches Ende des Ortes) unter Erde verbunden ist und sie quasi die unerfüllte Liebe eines Paars darstellt. Zwar im Herzen verbunden, aber räumlich getrennt.

Hier kann ich euch nur empfehlen den Aufstieg zu wagen. jeder Schritt zahlt sich aus!

Tipp: Kaspisches Meer

Kaspsiche Küste

Als wir hundemüde von der Reise in Dizin angekommen sind, wurden wir postwendend in das nächste Auto verfrachtet und sofort an die Küste gefahren.

Warum? Einfach weil es die Fahrt wert ist!

Wer in den Iran reist der denkt kaum daran wie nahe Teheran, die Berge und das Meer beieinander liegen.
Keine zwei Stunden trennen dieses Orte und doch sind es Welten.

Teheran ist das pulsierende Herz des Landes, die Berge das religionsfreie Outback und die Küste die iranische Antwort auf den Urwald von Haweii oder Teneriffa.

Egal wie müde ihr seit, wie weit euch die Strecke auch vorkommt, ihr müsst die Küste und ihre Einwohner besucht haben. 

PS: unbedingt die Passstraße! Das glaubt euch zuhause keiner!

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