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Alex Payer

Gesamtweltcupführung – Bronzemedailie bei der Weltmeisterschaft – Kreuzbandriss

Besser hätte es mein Körper nicht planen können. Da fühlt man sich dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit am nächsten, hat das Gefühl Bäume ausreißen zu können und im nächsten Moment kommt der Mann mit dem sprichwörtlichen Hammer und haut einem das Kreuzband kaputt.

Zugegeben, es gibt absolut keinen guten Zeitpunkt für einen Kreuzbandriss und auch wenn in unserer inflationären Alpinsportgesellschaft ein Kreuzbandriss sowas wie das Sportlerequivalent zu einem Bausparvertrag ist, hätte ich gerne darauf verzichtet – vor allem jetzt.

Doch wenn einem das Sportlerleben eines lehrt, dann Entscheidungen anzunehmen und sie bestmöglich zu verarbeiten, vor allem da es sich ja um eine Tatsache handelt die nicht mehr zu ändern ist, denn kaputt ist nun mal kaputt.

Der Weg von der Weltmeisterschaft in den OP:

Wie bereits erwähnt ging ich mit eher breiter Brust in den Wettkampf, wurde aber bei Tor 8 oder 9 relativ schnell auf den Boden der Realität oder eben des Akias zurück geholt.

Knie nach hinten überstreckt, Schmerz – Sturz und ja ich merkte sofort das was nicht stimmt.

Nach kurzem Check im Ziel wurde mir geraten doch mal eine Kniebeuge zu versuchen und spätestens da war auch jede Hoffnung eher hoffnungslos. Ich verbrauchte zwar noch ein paar Stunde im Zielgelände aber mehr aus dem Gefühl „Ich will das nicht wahrhaben“ als aus medinzinischer Expertise.

 

Nach hause, aber bitte schnell

Wer schon mal in Georgien war, weiß das ich mir hier nicht unbedingt das Gefühl hatte ein Krankenhaus aufsuche zu müssen und somit macht ich mich auf dem Weg nach Hause.

Hier muss ich zugeben das meine Zusatzversicherung wirklich gute Dienste geleitet hat, denn mein Heimflug inklusive Transport von Wien nach Graz wurden von eben dieser Seite organisiert und auch bezahlt. Da haben sich die knapp 20.000 Euro der letzten Jahre ausgezahlt.

 

Nach 23 Stunden Reisezeit, unzähligen Weelchairassitents und diversen Flugverspätungen war die kurze Pause im MR fast schon angenehm, wenn auch mit 15 Minuten eher ein Quikie als Longie.

Auf diese kurze Entspannung folgte jedoch wieder ein ordentlicher Rückschlag denn nun hatte ich quasi den TÜV-Bericht für mein Knie.

Notwendige Reperatur um wieder ein Pickerl zu bekommen – Kreuzbandplastik.

Wieder humpelnd ab ins Taxi und weiter zu Doktor Mandl in Graz.  Der ehemalige Profisportler genießt in Wintersportlerkreisen den Ruf die besten Kreuzbänder der Branche zu machen und nicht selten wurde ich seither gefragt, ob ich denn auch ein Mandlknie hätte.

Hier muss ich sagen das abgesehen von seinen Fähigkeiten als Chirurg eine andere Tatsache mir am meisten geholfen hat. Seine klaren Ansagen.

Als Sportler wollte ich irgendwie nicht wahrhaben das man mit diesem Knie nicht doch noch die letzten zwei Rennen der Saison über die Bühne bringen könnte und war bereit dieses Einstellung auch gegenüber meinem Doc zu vertreten. Die Idee war nett, aber die Aussage „Bist wahnsinnig was willst denn mit dem Knie gewinnen? Vielleicht einen Meniskusschaden?“ war nicht viel entgegenzusetzten und so fand ich mich 20 Minuten später im Krankhaus wieder.

Eine letzte Henkersmahlzeit (Pizza Diavola) wurde mir noch per Kurierdienst ans Bett geliefert und dann war auch schon Schluss mit lustig. Ab ins Bett, schlecht schlafen denn am nächsten Tag geht’s los.

Es lebe das Morphium

Meine erste Operation verlief angeblich ohne Komplikationen, aber ich kann das kaum beurteilen denn die Vollnarkose hat ganze Arbeit geleistet und mich für einige Stunden ordentlich weg geballert.

Aber ganz ehrlich, das war auch notwendig. Denn man sollte sich nicht der Illusion hingeben das ein athroskopischer Eingriff keine Schäden verursacht. Man sieht zwar nichts von außen, aber das wars dann auch mit den positiven Punkten.

Ich spreche natürlich nur für mich, aber die Schmerzen waren jetzt nicht ganz ohne und ich hab mir wirklich alles an Schmerzmitteln verabreichen lassen was irgendwie möglich war. Das wäre auch meine Empfehlung an alle die sich ebenfalls einer Operation unterziehen müssen. Man leidet schon genug unter der Verletzung, da muss man nicht auch noch den Helden spielen.

„Spiel net den Helden, die sind net umsonst schon ausgestorben“. Thomas Grochar, Parasportler

Nach dieser negativen Botschaft kommt aber gleich das Positive. Morphium ist die Lösung, nein kleiner Scherz am Rande aber nach dem ersten postoperativen Tag nimmt das Schmerzmuster schnell ab und es wird deutlich besser. Ab dem dritten Tag nach der Operation wird’s dann langsam wieder wie früher und solange man den Fuß hochlagert ist es echt gut auszuhalten.

Doch nach ca. drei Tagen kommt der nächste „Big Step“, die Heimreise. Diese bestimmt auch den Zeitpunkt ab welchen man wieder auf sich alleine gestellt ist und an seinem Heilungsprozess aktiv arbeiten kann.

Doch mehr dazu im nächsten Teil.

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